Jahrestagung der Fachgruppe Fahren in Marbach
im Baden-Württembergischen Haupt- und Landgestüt Marbach an der Lauter in Gomadingen auf der Schwäbischen Alb:
Über 70 Teilnehmer waren gekommen
Deutschlands ältestes Staatsgestüt, das Baden-Württembergische Haupt- und Landgestüt Marbach in Gomadingen war Mitte November Treffpunkt und Schauplatz der Jahrestagung 2017 der DRFV-Fachgruppe Fahren. Über 70 Teilnehmer hatten den Weg auf die Schwäbische Alb gefunden, wo die Fachgruppe gemeinsam mit dem Pferdesportverband BW auch die Landes-Trainerfortbildung durchführte. Neben einer ausführlichen Gestütsführung durch Landoberstallmeisterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, die auch die Marbacher Sonderrassen, Vollblutaraber, Schwarzwälder Kaltblüter und Alt-Württemberger präsentierte, fanden praktische Schau- und Lehrveranstaltungen in der Großen Reithalle statt. Doppel-Weltmeister Dieter Lauterbach demonstrierte die Erarbeitung von Fahrlektionen (Stellung und Biegung, Angaloppieren, Seitengänge) unter dem Reiter und an der Doppellonge. Martin Haußer, Hufbeschlag-Lehrschmied referierte über Besonderheiten des Hufbeschlages bei Fahrpferden und konnte dabei nicht nur Fotos und Video, sondern vor allem eine gewaltige Auswahl von Exponaten zeigen. Stollen, Vidia-Stifte, geklebte Kunststoffeisen und
Hufschuhe konnten die Teilnehmer so selbst in die Hand nehmen.
Die ersten Praxiserfahrungen mit dem Kutschenführerschein waren ein Diskussionsthema, und etliche Ausbilder und Richter bekannten, dass sie hierbei inzwischen „vom Saulus zum Paulus“ geworden seien. Das große öffentliche Echo auf das vom DRFV gemeinsam mit der FN initiierten Projektes haben auch Kritiker überzeugt, dass der Fahrsport hier wieder an Ansehen und Akzeptanz gewinnt. Der Lehrfilm für (Kfz-) Fahrschulen und das neue FNLehrbuch Kutschenführerschein wurden allseits sehr begrüßt.
Rudolf Temporini, Vorsitzender des DOKR-Fachrausschusses und Bundes-Jugendtrainer Dieter Lauterbach erläuterten die fahrsportlich relevanten Änderungen in der LPO 2018 und einige LPO-Sonderfälle. Die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zum Reizthema
Einachser brachte den Marbacher Seminarraum an seine Kapazitätsgrenze. Kutschenbauer Paul Kühnle, Fahrlehrer Heinrich Freiherr von Senden, Weltmeister Dieter Lauterbach und der ehemalige DOKR-Fahrausschuss-Vorsitzende Felix Auracher diskutierten das Für und Wider zweirädriger (einachsiger) Fahrzeuge, die in Deutschland vielerorts mit gerümpfter Nase betrachtet werden, in Großbritannien und Skandinavien hingegen bei den Einspännern die dominierende Anspannungsvariante sind. Zwischen „Sicherheitsrisiko“ und
pferdefreundlicher, leichter und preiswerter Anspann bewegte sich die kontroverse Debatte.
Ein Konsens bestand jedoch: Einachser sind nichts für Anfänger. Man muss lernen, wie man durch die richtige Anspannung das zweiräderige Fahrzeug so austariert, dass dem Pferd weder Druck im Rücken noch unter dem Brustkorb entsteht. Diese Aufgabe hat die Fachgruppe angenommen: es wird in 2018 mindestens zwei Seminare zum Fahren mit dem Einachser geben.