Ein dickes Dankeschön für diese erneut erfolgreiche Jahrestagung gilt insbesondere Uwe Spenlen für die viele, gute Arbeit, die im Laufe eines Jahres zur Vorbereitung notwendig ist. Der Dank geht aber auch an die tollen Referenten und an all diejenigen, die zu dieser Tagung erfolgreich beigetragen haben.

Jahrestagung der Fachgruppe Amateurausbilder im Deutschen Reiter- und Fahrerverband e.V. (DRFV) am 18./19. Januar 2020 in Telgte und Münster

(praktischer Teil an der Westfälische Reit- und Fahrschule (WRFS).

 

Uwe Spenlen, Vorsitzender der Fachgruppe begrüßt die ca. neunzig Teilnehmer und stellt den Ablaufplan des Wochenendes sowie den ersten Referenten vor.

Der FEI Mannschaftstierarzt der deutschen Voltigierer – Dr. med. vet. Augusto Fernandez Vergano – startet mit dem Thema „Lahmheitsursachen beim Pferd“.

Mit Elan und Kompetenz, unterstützt mit Bildmaterial und Humor, erläutert er die Ursachen für mögliche Lahmheiten.
Lahmheiten sind häufig auf Managementfehler im Umgang und Haltung des Pferdes zurückzuführen. Wachstumsprobleme, Fehlstellungen und Fehlbelastungen und die Wichtigkeit des Hufschmieds sind Themen, die Züchter, Besitzer, Reiter und Ausbilder im Fokus haben sollten. Mit dem Vergleich der Wachstumsphasen eines Menschen und dass ein Mensch nicht erst im Erwachsenenalter mit dem Sport beginnt, ist der immer wiederholte Kernsatz „Die Kraft formt die Struktur“ anschaulich dargestellt.
Aufbau der Trainingsintensitäten sind wesentlich, Strukturen des Körpers gewöhnen sich an die Belastungen und werden somit belastbarer. Besonders essentiell sind lange Aufwärmphasen vor der eigentlichen Arbeit. Langwierige Sehnenschäden können so vermieden werden.

Die Heilungsphasen bei Sehnenschäden sind zeitintensiv, da das umliegende Gewebe schlecht durchblutet wird. Um neues Gewebe bilden zu können, werden durchschnittlich 56 Tage gerechnet. Die Einlagerung des stabilisierenden Kollagens benötigt i.d.R. 4-6 Monate und manchmal auch bis zu 11 Monaten. In dieser Phase beginnen die Rehabilitationsmaßnahmen. Denn „die Kraft formt die Struktur“.

Lahmheiten durch Knochenerkrankungen (Osteochondrose/osteochindrose Dissecans/ OCD) sind – durch wissenschaftliche Studien belegt – vererbbar. Auch besonders schnell wachsende Pferde, oft ausgelöst durch falsche Fütterung, gehören dieser Risikogruppe an.

Wesentlich bei allen Lahmheiten ist der begleitende Hufschmied: no hoof – no horse!

„Pferdegerecht Reiten/Ausbilden“ mit Uwe Spenlen ist zweites Thema der Jahrestagung. Aufgrund von in vielen Jahren gesammelter Erfahrungen seiner Richtertätigkeit auf nationalen und internationalen Dressurturnieren, verweist Uwe Spenlen auf die deutsche Reitlehre, die überlieferten Grundsätze zum Reiten und auf die LPO § 405. Auch richtet er Aufmerksamkeit auf die ergänzenden Richtlinien.

Eine kritische Betrachtung der Low-Deep-Round- Methode (Rollkur), unterlegt mit ausdrucksstarken (negativen) Bildern aus dem Turniergeschehen, folgt. Die Dringlichkeit für pferdegerechtes Reiten als die einzige Möglichkeit, um gewünschte und korrekte Losgelassenheit des Pferdes zu erreichen, um die Gesunderhaltung und Leistungsfähigkeit eines Pferdes zu gewährleisten, betont er wiederholt. Seiner Meinung nach sollte nicht akzeptables Verhalten der Reiter konsequenter geahndet werden.
Paul Stecken, sein Mentor und Vorbild, sagt „Wissen kommt vor Können!“ Weiter zitiert wurden:
„Gutes Reiten findet nicht nur im Sattel, sondern vor allem im Kopf statt.“

„Die Bedeutung der Ausbildungsskala für Reiter der Klassen E-A-L ist fast bedeutungslos, aber ab L-M-S ist die Einhaltung zwingend notwendig.“
Fazit: „Richtig reiten reicht!“

Reiter werden aufgefordert, sich Fragen zu stellen. Wie? Wann? und Warum? Die Ausbilder werden gebeten, sich diesen Fragen zu stellen.

Bedenken äußert Uwe Spenlen gegenüber den gültigen FEI-Notenbögen. Die pferdebezogenen Noten wie die Reinheit der Gänge, Durchlässigkeit und Schwung sind gestrichen. Das sind für ihn die falschen Signale Richtung Zukunft des Dressursports. Reitsport besteht aus zwei Lebewesen und gutes Reiten ist praktizierter Tierschutz. Das Pferdewohl liegt Uwe Spenlen sehr am Herzen.

Bevor die Fachtagung – nach einem Mittagessen mit gutem Austausch der Teilnehmer – in der Reithalle der Westfälischen Reit- und Fahrschule (WRFS) fortschreitet, überreicht Uwe Spenlen der WRFS ein besonderes Bild.

Es handelt sich um ein Bildnis von Paul Stecken, eine von Uwe Spenlen selbst gezeichnete Vorstudie aus 1981, in Temperafarbe. Das Original hing bis zum Tod von Paul Stecken in seinem Privathaus, Münster-Handorf. Nun ist es dem westfälischen Pferdemuseum übergeben. Diese Vorstudie blieb mit Zustimmung von Paul Stecken bei Uwe Spenlen. Nun erscheint es Uwe Spenlen ein guter Moment zu sein, das Bild aus seinen Händen an die WRFS zu übergeben: als Dank und Zeichen seiner Verbundenheit! „Der Name von Paul Stecken wird immer mit der Westfälischen Reit- und Fahrschule eng verbunden sein, einen besseren Platz für dieses Bild gibt es nicht.“

Mit der Übergabe des Bildes unterstreicht Uwe Spenlen seine Hoffnung auf weitere zukünftige gute Zusammenarbeit zwischen der Fachgruppe und der Reitschule.

Olympiasieger und Reitmeister Klaus Balkenhol in Begleitung seiner Tochter Anabel und einer Auszubildenden stellt am Samstagnachmittag „Dressurausbildung gestern und heute“ mit zwei Pferden vor. Auch die am Vormittag angesprochene Low-Deep-Round-Methode demonstriert er kurzzeitig. Hinweise zum täglichen Reittraining bietet er den Teilnehmern an. Ein Satz, um dem Pferd eine positive Rückmeldung zu geben und der gut zu merken ist, lautet: „Vorne loben, hinten toben“.

Der Abend beginnt mit einem festlichen Empfang auf Einladung des am Mittag ausgeschiedenen Vorsitzenden und jetzigen Ehrenvorsitzenden der Fachgruppe
Uwe Spenlen.
Die Gäste, darunter viele Referenten der vergangenen Jahrestagungen, Vertreter des DRFV und der Reiterlichen Vereinigung, sowie die Mitglieder der Fachgruppe erleben einen munteren Abend.
Burkhard Jung, Vorsitzenden der Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) verleiht Uwe Spenlen die Ehrennadel der BBR. Ein Zeichen des Dankes für sein großes Engagement um die Verknüpfung der Tätigkeitsfelder von Pferdewirten, Pferdewirtschaftsmeistern und Amateurtrainern. Es ist das erste Mal, dass ein Nicht-Mitglied der BBR eine solche Auszeichnung erhält.
Carolin Lux, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BBR, und Dr. Ute Gräfin Rothkirch, DRFV-Vorstandsmitglied, überreichen ein Präsent verbunden mit ihrem Dank für den langjährigen Einsatz.
Mit einer bewegenden Rede schließt sich Angela Turck, Regionalbeauftragte, dem Dank an.
Die neue Fachgruppenvorsitzende, Sylvia von Heereman, nutzt die Gelegenheit, um als urwestfälische Bäuerin Else Schulze-Buxtrup aus Kattenvenne aufzutreten.

Durch Insiderwissen der vergangenen Jahrestagungen bringt sie Uwe Spenlen und die Gäste, gepaart mit ihrem westfälischen Humor und ihren eigenen Erfahrungen aus der Reiterei, zum Lachen.
Mit guten Gesprächen und auch fachlichem Austausch endet der Abend für den ein oder anderen erst spät.

Der frühe Sonntag beginnt mit Pferdewirtschaftsmeister Martin Stamkötter (leitender Oberbereiter am Landgestüt in Warendorf) mit dem Thema „Pferdebeurteilung heute“.
Die Exterieur bedingten Merkmale des Pferdes mit seinen Vor- und Nachteilen stehen im Mittelpunkt seiner Ausführungen. Die Bedeutung des Interieurs des Pferdes unterstreicht er: „Man muss damit arbeiten, was man bekommt.“
Martin Stamkötter beweist wieder einmal (wie auch zu unserer Fachtagung im November 2019), dass er ein absoluter Pferdefachmann ist!

Als letztes Highlight dieser Jahrestagung referiert Reitmeister Martin Plewa zu „Springausbildung A-L in Theorie und Praxis“.
Wie am Tag zuvor Uwe Spenlen zitiert auch er gerne Paul Stecken. „Aus einem verzagten Hintern kommt kein fröhlicher Furz!“ Das veranschaulicht, wie wichtig die Losgelassenheit des Reiters ist, ebenso wie die Losgelassenheit des Pferdes. Martin Plewa demonstriert die Bedeutsamkeit der Grundlagen des leichten Sitzes: im Stand, im Schritt und im Trab. Es folgen vielfältige Hinweise zur Unterrichtserteilung im Springreiten.
„Der Sprung schult das Pferd – der Reiter ermöglicht dem Pferd einen guten Sprung!“
„Gutes Springreiten ist Dressurreiten zwischen den Sprüngen.“

Zum Abschluss der Jahrestagung überreicht Angela Turck dem neuen Ehrenvorsitzenden der Fachgruppe Uwe Spenlen ein inzwischen zur Tradition gewordenes Dankeschön von allen Teilnehmern für die Organisation dieser wieder einmal herausragenden Fachtagung.

Angela Turck unterstützt durch Aufzeichnungen von Silvana Mirgartz, 24.01.2020

Weitere Infos [PDF]
Übersicht der Referenten [PDF]

Bericht aus St. Georg, Ausgabe März 2020