Von positiver Körperspannung, flottem Galoppieren und 2 Pfund Gelee

 

Artikel der Fachgruppenvorsitzenden Sylvia von Heereman im „St.GEORG“

 

 

Bei der digitalen Jahrestagung der Fachgruppe der Amateurtrainer gab es viele Anregungen für den täglichen Gebrauch.

Am einzigen Schneetag in diesem Winter im Münsterland saßen die Veranstalter der diesjährigen Jahrestagung nicht auf einem pferdegezogenen Schlitten, sondern an ihren Rechnern.

Reitmeister Martin Plewa eröffnete den Wissensreigen unter dem Motto “ Vielseitig begabt! “  Der ehemalige Bundestrainer der Buschreiter begeistert immer wieder mit seinen Ausführungen, warum die vielseitige Ausbildung die Grundlage jeder Reitausbildung sein MUSS.  So solle es eben nicht Dressur- oder Springstunde, sondern Reitstunde heißen. Ein bisschen Stangenarbeit vor den Dressurlektionen sorge für deutlich bessere Losgelassenheit bei Pferd und auch beim Reiter. Interessant war die Forderung das längere Galoppieren zu üben.  Es auch mal zunächst 2 bis 3 Minuten, später länger zu trainieren. Das Ergebnis dieses Trainings seien gestärkte Lungen und Gelenke des Fluchttieres Pferd. Der Reiter werde fitter und koordinierter in seinen Bewegungen. Auch solle er in der Lage sein “ es mal knacken” zu lassen – das flotte Galoppieren müsse Teil einer jeden reiterlichen Ausbildung sein. Diplomtrainer Marc Nölke  erklärte, warum “unser Gehirn (welches aus “ 2 Pfund Gelee “ bestehe) bestimmt, wer wir sind, und wer wir sein werden”. Basierend auf Neurologie und moderner Trainingswissenschaft werde derzeit ein neues System entwickelt, welches sich Neuro Rider nennt.  Das dabei das visuelle System des Körpers (Sehen) mit 65 % den Großteil der Daten, die unser Gehirn verarbeitet, belegt, war beeindruckend. Anschließende praktische Übungen und Einsatz von visuellen Tests ließen einige Teilnehmer eine deutliche Verbesserung der körperlichen Fähigkeiten bemerken.  Der Leiter der Westfälischen Reit- und Fahrschule, Jörg Jacobs, war der ideale Referent zum Thema “ Reitunterricht im digitalen Zeitalter”. Denn auch eine Landesreitschule muss sich in Lockdown Zeiten neue Wege suchen, den Ausbildungsauftrag zu erfüllen. Mittlerweile gebe es digitale Stallmanager, Reitbücher über die Schulpferdeunterricht online gebucht werden könne, und diverse Trainings- und Videoapps. Jedoch seien digitale Medien maximal eine Ergänzung zum täglichen Training, könnten aber niemals die live Ausbildung ersetzen. Aus der Praxis für die Praxis, dieses Gefühl hatten die Trainer beim Vortrag der Pferdewirtschaftsmeisterin Monika Schnepper. Ihr “ Einstieg in die fundierte Springausbildung” war gespickt mit praktischen Tipps, worauf beim Springunterricht zu achten sei. Der leichte Sitz über federndem Fundament (sicheres federndes Fußgelenk) sei die Grundvoraussetzung. Ebenso wie die positive Körperspannung des Reiters, die sich maßgeblich auf das Gehen des Pferdes auswirke. Auch sei das Erfühlen des Schwerpunktes unverzichtbar, denn nur so können sich Pferd und Reiter synchron und ausbalanciert bewegen.  Lina Otto, ebenfalls Pferdewirtschaftsmeisterin, gab abschließend vielseitige und kreative Tipps, wie Kinderreitunterricht aussehen kann. Kinder würden keine Fehler machen, sondern Bewegungserfahrungen. Die unterschiedlichen Altersstufen setzen verschiedene Unterrichtsstile und – Methoden voraus. Spaß und Vertrauen zu fördern seien die wichtigsten Ziele der ersten Reitstunden. Leider gebe es schon in der Grundschule geschlechtsspezifische Unterschiede, was die Sportwahl angehe. Um Jungens für das Reiten zu begeistern bräuchte man “mehr Action” und weniger “ Absatz tief!”

In der Hoffnung, im nächsten Jahr wieder ein “analoges” Jahrestreffen machen zu können, bedankte sich die Fachgruppenvorsitzende Sylvia von Heereman bei allen Referenten und Teilnehmern für diesen hoch informativen Nachmittag…auch als der Schnee am nächsten Morgen wieder getaut war.

Sylvia von Heereman

 

Artikel der März-Ausgabe „St.GEORG“:

März III