Der Vorsitzende der Fachgruppe Fahren, „Wir sind Fahrer“, im DRFV beklagt die rückläufige Zahl der Trainerabsolventen im Fahrsport:
Mangelware Fahrtrainer
Ausbilder sind das Rückgrat und der Dreh- und Angelpunkt des Pferdesports, ganz gleich ob mit Turnierambitionen oder im Basisbereich. Die Reitausbildung basiert ganz wesentlich auf einem zahlenmäßig und qualitativ guten Angebot an Berufsreitern und genügendem Nachwuchs, sinnvoll ergänzt von einer großen Zahl an Amateurausbilder. Im Fahrsport sieht es anders aus: eine Berufsausbildung in diesem Bereich gibt es nicht (mehr)! Die gesamte Basis- und leistungsorientierte Ausbildung liegt in der Hand der Amateurausbilder. Ganz wenige nur besitzen eine Ausbildung als Pferdewirt und haben sich zusätzlich für eine Trainerlizenz (Fahren) qualifiziert.
Seit zehn Jahren ist die Zahl der Trainerabsolventen im Fahrsport deutlich rückläufig. Das vergangene Jahr hat – sicherlich auch Corona-bedingt – einen dramatischen Tiefpunkt erreicht: bundesweit haben 2020 nur noch ganze zwei (!) Menschen ihre Prüfung zum Trainer A (Fahren) absolviert. In der Eingangsstufe Trainer C (Fahren) waren es in toto zwölf Kandidaten (zum Vergleich Trainer C (Reiten): – trotz Corona – 394).
Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Weniger Trainer bedeutet per saldo auch immer weniger Menschen, die sachgerecht auf die Fahrabzeichen und den FN-Kutschenführerschein vorbereitet werden können und immer weniger Pferde, die eine sorgfältige Ausbildung im Geschirr erhalten.
Woran liegt das? Zum einen hat sich die Differenzierung nach unterschiedlichen Profilen (Basissport und Leistungssport) beim Trainer C (Fahren) nicht bewährt. Die alte Form, quasi ein übergreifendes „Grundstudium“ ist die eindeutig bessere und offenere Alternative. Mitursächlich für den enormen Mangel an Fahrausbildern ist auch der Rückzug vielen Ausbildungsstätten. Die früheren Flaggschiffe NRW-Landgestüt Warendorf, Hessisches Landgestüt Dillenburg oder die Bayerischen Landesreit- und Fahrschule haben seit längerem schon keine Fahrtrainer-Lehrgänge mehr angeboten und teilweise sogar auf die Lizenzverlängerung als „Fachschule Fahren“ verzichtet. Die Anforderungen werden als zu hoch empfunden, zumal die zentralen Fahrtrainer-Lehrgänge kaum kostendeckend durchgeführt werden können. 120 Lerneinheiten für den Trainer C, 90 Lerneinheiten für den Trainer A, das sind drei bz. zwei Vollzeitwochen als Vorbereitungslehrgang. Welcher Amateur kann das aufbringen?
Die DRFV-Fachgruppe Fahren sieht dringenden Handlungsbedarf. Zunächst werden in den kommenden zwölf Monaten, mit Schwerpunkt im Winterhalbjahr in Abstimmung mit den Landesverbänden zunächst die „ruhenden“ geprüften Fahrtrainer angesprochen, deren DOSB-Trainerlizenzen abgelaufen sind. Ihnen soll ein Auffrischungslehrgang angeboten werden, um die „Schläfer“ wieder zu erwecken und zu motivieren, sich aktiv an der Fahrausbildung in den Vereinen und Pferdebetrieben zu beteiligen. Dazu soll ebenfalls mit den Landesverbänden ein Konzept erarbeitet werden, Trainerlehrgänge in modularer und hybrider (Online- und Präsenz-) Form anbieten zu können.
Das Gelingen dieser Maßnahmen wird für die Zukunftschancen des Fahrsports in Deutschland von entscheidender Bedeutung sein, um Jugendfahrsport und Fahrsport für die immer größer werdende Zielgruppe der Wiedereinsteiger attraktiv zu halten.