Jahrestagung und Neuwahlen in Redefin – Rolf Schettler zum Fachgruppen-Vorsitzenden wiedergewählt
Das nach Aussage des mecklenburgischen Landwirtschaftsministers Dr. Till Backhaus „schönste Landgestüt Europas“ in Redefin war Mitte Februar Schauplatz der Jahrestagung der Fachgruppe Fahren im Deutschen Reiter- und Fahrer-Verband. Fünfzig Mitglieder und Gäste ließen sich von Hauptsattelmeister Rolf Günther, zugleich Vize-Präsident des Landesverbandes für Reiten, Fahren und Voltigieren, das Gestüt und seine breite Hengstpalette vom modernen Dressur- und Springpferd über Englisches Vollblut und Lewitzer Schecken bis hin zum Schweren Warmblut und rheinisch-belgischem Kaltblut präsentieren. Die große Reithalle hinter dem denkmalgeschützten Giebelportal ist inzwischen Veranstaltungshalle für internationale Turniere ebenso wie für Konzerte und Ausstellungen.
EQUITANA-Tierarzt Dr. Helmut Ende, dessen anatomische und pathologische Sammlung seit 1972 ein Publikumsmagnet der großen Essener Pferdemesse ist, hat einen Teil dieser Sammlung als Dauerausstellung im restaurierten Roßarzthaus des Landgestüts untergebracht und erläuterte persönlich die sehr anschaulich präparierten Körperteile. Anatomie „begreifen“, forderte der Veterinär und bat seine Zuhörer ausdrücklich, die Gelenks- und Organpräparate in die Hand zu nehmen und von allen Seiten zu betrachten. Sein ergänzender Vortrag über Lahmheitsursachen beim Fahrpferd mit besonderer Beachtung von Knie- und Sprunggelenk rundete diesen Teil der Veranstaltung ab.
Das bis Ende 2018 komplett renovierte Redefiner Landstallmeisterhaus mit seinen top-modernen Konferenzräumen war dann Tagungsort für den Seminarteil der Jahrestagung. Vorträge und Diskussionsrunden zum „Dilemma Fahrpferde-BundesChampionat“ und zu Entwicklung und Perspektiven der Weltmeisterschaft Junger Fahrpferde mit Dieter Lauterbach, Hanno Strauß und Rolf Schettler sowie zu neuen Entwicklungen und Reglements im Traditionsfahren von DTV-Präsident Siegward Tesch trafen offenbar den Nerv der Teilnehmer, denn es wurde eifrig diskutiert. Warum starten so wenige Pferde in den Qualifikationsprüfungen zum Fahrpferde-Championat? Ist Warendorf der richtige Ort oder doch besser Moritzburg? Vielleicht sollten Qualifikationsprüfungen auch mal an einem Wochentag angeboten werden, schlug Championatsfahrerin und Turnierveranstalterin Birgit Barre vor und erhielt viel Zustimmung. Dann könnten auch Profis, ähnlich wie bei Dressur- und Springreitern junge Pferde vorstellen, ohne am Wochenende auf ein reguläres Turnier verzichten zu müssen.
Sehr engagiert war auch die Debatte zum Thema „Zukunft Fahrsport“. Sinkende Starterzahlen, weniger Prüfungen, Wegfall oder Reduktion großer Fahrsportveranstaltungen. Auf der anderen Seite Tausende Zuschauer bei Kaltblutrennen oder Traditionsveranstaltungen. Ist der Turniersport zu teuer geworden? Nein, meinten einige Teilnehmer, denn im Ausland würde oft weniger Gewinngeld ausgezahlt, bei höheren Nenn- und Stallgeldern – trotzdem starten dort auch vermehrt deutschen Fahrer. Weil die Stimmung dort gut und mehr Publikum vor Ort ist.
Um Publikum zu begeistern, müssten die Zuschauer mitgenommen werden, meinte der DOKR-Fahrausschussvorsitzende Rudolf Temporini. Motivierende Moderatoren seien mindestens so wichtig wie fachkundige Richter. „Infotainment“ ist gefragt. Die Einladung des Publikums zum Mitrichten per App-gestütztem „Spectator Judging“ könnte ein erster Schritt in diese Richtung sein. Eine deutliche Vereinfachung des Reglements und Deregulierung der einschlägigen Turniervorschriften ein weiterer.
Ein Überblick von Dieter Lauterbach über die beschlossenen Neuerungen der Ausbildungs- und Prüfungsordnung APO zu Fahrabzeichen, Trainer- und Richterausbildung sowie von Rudolf Temporini zur aktuellen Situation des nationalen und internationalen Fahrsports 2019 rundeten ein dichtes und hochkarätiges Programm ab, das als DOSB-Trainerfortbildung anerkannt war.
Die Mitgliederversammlung der Fachgruppe hatte turnusmäßige Neuwahlen auf dem Programm. Neben der einstimmigen Wiederwahl des FG-Vorsitzenden Rolf Schettler (Haltern) erhielten auch seine Stellvertreter Felix Auracher (Lauchheim-Hülen), Dr. Jürgen Schwarzl (Hamburg) und Siegward Tesch (Wiehl) ein klares Votum für die Fortsetzung ihrer Ämter. Als Beisitzer wiedergewählt wurden Thomas Sagkob, Chefredakteur der Fachzeitschrift „Pferd & Wagen“ und Helmut Schumacher (Coesfeld), der frühere Schatzmeister des Fusionspartners pro Einspänner. Neu hinzugewählt wurde Birgit Barre aus Stemwede als bisher einzige Frau im Fachgruppenvorstand.
Dass Fahrer nicht nur Fachthemen, sondern auch den geselligen Teil einer solchen Tagung zu schätzen wissen, zeigte der traditionelle Fahrerabend, der in gediegenem Ambiente im Gartensaal des Landstallmeisterhauses mit regionalen kulinarischen Köstlichkeiten aus der Küche des Hamburger Kochs Tino Varwig zu einem weiteren Höhepunkt wurde. Dr. Helmut Ende überraschte während des Dinners den Fachgruppenvorsitzenden Rolf Schettler mit einem eigens präparierten Querschnitt eines Pferdehufs und einer launigen Tischrede als Dank für die gelungene Veranstaltung.
Im Hebst 2019 geht’s weiter in Greiz im Thüringer Wald, wo das Gestüt Bretmühle seine Erfolgsgeheimnisse zur Fahrpferdezucht verraten will.
Fotolegende
Der wiedergewählte Vorsitzende der Fachgruppe Fahren: Rolf Schettler (Text und Fotos Dr. J. Schwarzl)
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