Offener Brief von Jan Wernke

Die letzten Wochen und Monate waren eine schwierige Zeit für den Pferdesport, im Speziellen für den Reitsport. Vereinzelte Berichterstattungen in privaten und sozialen Medien, fachlich zum Teil nachweislich inkorrekt, werfen ein schlechtes Licht auf den Sport, auf die Menschen, die ihn betreiben und mit dem Sport in Zusammenhang stehen.

Wie jeder Sport unterliegt auch der Pferdesport einem Regelwerk, das zum einen die Abläufe und Bedingungen im Turniersport festlegt und zum anderen definiert, wie das (Reit-)Pferd seinem Alter entsprechend ausgebildet werden kann und soll.

Sowohl die Regeln für den Turniersport (LPO) als auch für eine korrekte und pferdegerechte Ausbildung des Pferdes basieren auf der klassischen Reitlehre. Diese orientiert sich an der Natur des Pferdes und seinen natürlichen Bedürfnissen. Sie wird durch neueste Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung stetig weiterentwickelt und modernisiert. Auch die Regeln für den Turniersport im Rahmen der LPO werden Jahr für Jahr im Dialog mit den Aktiven und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung überarbeitet und angepasst.

Reitsport basiert immer auf dem Miteinander von Pferd und Reiter. Durch seine Hilfengebung macht der Reiter dem Pferd deutlich, in welcher Gangart und welchem Tempo er sich beispielsweise fortbewegen möchte. Dazu stehen ihm Schenkel-, Gewichts- und Zügelhilfen zur Verfügung. Je besser die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd, umso feiner die Hilfengebung. Um sich mit jedem Pferd individuell bestmöglich verständigen zu können, stehen Hilfsmittel zur Verfügung wie zum Beispiel Sporen, Gerte oder verschiedene Arten von Gebissen. Dabei muss beachtet werden: Diese Hilfsmittel dienen nicht der Bestrafung des Partners Pferd, sie dienen der präziseren und deutlicheren Verständigung – immer mit dem Ziel, die Verständigung im Laufe der Ausbildung stetig zu verfeinern.

Durch alle diese aufgeführten Punkte wird deutlich, dass der Pferdesport – auch durch seine Regelwerke wie die genannte LPO – immer in allererster Linie im Fokus hat, dem Pferd und seinen Bedürfnissen in größtmöglichem Umfang gerecht zu werden. Darüber hinaus trägt das sportlich faire und fachlich korrekte Miteinander mit dem Pferd erheblich zur physischen und psychischen Gesunderhaltung des Pferdes bei.
Die zuletzt in den Medien erfolgten Berichterstattungen zum Thema Reitsport enthielten fast ausnahmslos den Tenor, dass der Reitsport als solches ein tierschutzwidriges Verhalten darstellt und dass Hilfsmittel ausschließlich zur Bestrafung verwendet würden statt zur Verbesserung der Kommunikation. Dazu wurden fachlich falsche Behauptungen und Informationen in hetzerischer Weise veröffentlicht und versucht, diese noch zusätzlich durch (ebenfalls fachlich falsche) Kommentare unqualifizierter Personen zu untermauern. Die Gründe für solch eine Art der Berichterstattung können die gezielte Schädigung einzelner Personen und die damit verbundene Rufschädigung sein. Des Weiteren werden die Sportart als solche und alle, die sie betreiben und damit in Bezug stehen, angeprangert. Der unanständigste Gedanke, der sich leider sehr häufig aufdrängt, ist, dass sich durch diese reißerische, fachlich falsche Darstellung, Organisationen oder/und Medienanstalten selbst in den Mittelpunkt zu rücken versuchen und den Pferdesport als ‚Bühne‘ ausnutzen.

Wir als Aktive im Reitsport möchten uns hiermit dafür aussprechen, dass wir zum einen eine solche mediale Berichterstattung nicht länger dulden wollen, solange sie auf fachlich falschen Aussagen und Behauptungen basiert. Zum anderen möchten wir klarstellen, dass wir uns sowohl beim Ausüben unseres Sports als auch beim Ausbilden unserer Pferde an die von unserer Deutschen Reiterlichen Vereinigung festgelegten Richtlinien halten. Sämtliche Regeln und Richtlinien sind auf das Wohl des Pferdes als Reitpferd ausgelegt und tierschutzkonform. Dessen Wohl und Gesunderhaltung steht im Mittelpunkt unseres Interesses! Außerdem sei angemerkt: Ein Pferd, das sich nicht wohlfühlt und nicht gesund ist, kann auch keine Leistung bringen. Wir würden also nicht nur den Pferden, sondern auch uns selbst schaden, wenn wir nicht das Pferdewohl in den absoluten Mittelpunkt stellen würden.
Deshalb möchten wir dringend daraufhin arbeiten, dass durch eventuelles Fehlverhalten einzelner Personen nicht der gesamte Sport in solch negativer Art und Weise dargestellt wird. Wir haben uns lange sehr ruhig und abwartend verhaltend, aber wir denken, dass es jetzt an der Zeit sein muss, diesbezüglich aktiver zu agieren.

Wenn sämtliche aufgeführten Aspekte im Einklang mit Regeln und Richtlinien im Sinne des Pferdes erfüllt werden, so muss es für uns Aktive möglich sein, unseren Sport weiter auszuüben – und zwar ohne Angst, in der Öffentlichkeit angeprangert zu werden. Als jemand dargestellt zu werden, der einem Tier seinen Willen aufzwingt und es nicht unter Berücksichtigung seiner natürlichen Bedürfnisse pflegt, hält, behandelt und in größtem Maß respektiert.

Wir tun alles, was uns möglich ist, für unsere Sportpartner – von der bestmöglichen Einstallung über optimale Fütterung, tierärztlich erstklassige Versorgung und individuelle Physiotherapie bis zu Bewegungs- und Wellness-Konzepten. Wir tun das alles nicht nur, weil sie unsere Sportpartner sind, sondern weil Pferde unsere Lebenspartner im wahrsten Sinne sind: Um sie gestaltet sich unser Leben, nach ihnen richtet sich unser Alltag, sie stehen im Mittelpunkt. Weil Pferde unsere Passion sind.
(KiK/pe&pa)