Ablauf einer Jagd
Die Equipage, bestehend aus dem Master, dem Huntsman, den Pikören und dem Schleppenleger, führt und präsentiert die Hunde. Der Equipage mit der Meute folgt der Jagdherr. Er ist der eigentliche Gastgeber, der meistens auch das erste Feld der Reiter anführt.
Je nach Teilnehmerfeld und Jagdstrecke wird in mehreren Feldern, d.h. Gruppen geritten, darunter auch einem „Nichtspringer-Feld“, das die Hindernisse umreitet.
Nach der Begrüßung am Platz des Stelldicheins wird die Meute zum Anlegeplatz für die erste Schleppe geführt. Erst wenn die Hunde sicher auf der Fährte sind, folgen die Reiter. Eine Jagd ist kein Wettrennen. Der Vordermann wird nicht überholt. Die Jagdstrecke führt je nach Jahreszeit über eine Entfernung von zehn bis zwanzig Kilometern, die aufgeteilt sind in verschiedene Schleppen. Schrittpausen dazwischen und Stopps dienen der Erholung der Meute und von Reitern und Pferden.
Die letzte Schleppe endet mit dem „Halali!“. Dazu wird die Meute geschlossen an einen Platz geführt, wo die Zuschauer inzwischen eingetroffen sind und die „Curée“ (frz. die Beute) vorbereitet ist.
Die Reiter sitzen ab und bilden mit ihren Pferden an der Hand einen Halbkreis um die Hunde. Wenn der Master die Curée freigegeben hat, ziehen sie ihre Kappe und rufen „Halali, Halali“ (frz. für ha la lit, da liegt er.)
Danach nehmen die Reiter zu Fuß ohne Pferd aus der Hand der Gastgeberin oder einer Dame, die besonders geehrt werden soll, den Bruch entgegen.
Wenn Pferde und Hunde angemessen versorgt sind, klingt der Tag mit einem Beisammensein aus.
Vorbereitung für die Reiter
Sattelfest muss sein, wer an einer Jagd teilnehmen möchte und selbstkritisch gegenüber den eigenen Fähigkeiten und denen seines Pferdes.
Schon in der Einladung werden die Anforderungen erläutert (Boden wie gewachsen, leicht, mittelschwer oder sportlich.)
Wer nicht sicher ist, wird sich aus Vernunftgründen zunächst lieber eher zu niedrig einstufen und im „nichtspringenden Feld“ die Hindernisse zu umgehen.
Einen guten Jagdreiter zeichnen Mut und Übersicht aus und das, was auch im normalen Leben für gutes Benehmen gehalten wird: Pünktlichkeit, Umsicht, Rücksichtnahme.
Jede Meute hat ihre Tradition, die sich an französische, englische oder kavalleristische Herkunft anlehnt oder eine Mischung aus allen drei Quellen ist. Die jeweilige Tradition dokumentiert sich auch in den Bräuchen und der Kleidung. Eine Zusammenfassung ist nachzulesen unter „Brauchtum und Jagdregeln“ auf der Webseite des Hamburger Schleppjagdvereins www.hsjv.com.
So oder so ähnlich wird auch hinter den anderen 22 Meuten geritten, die Mitglied in der Fachgruppe Jagdreiten im Deutschen Reiter- und Fahrer-Verband sind.
Was soll ich anziehen? Diese Frage bewegt auch die Jagdreiter. Helle Hose und schwarzer, grüner oder blauer Rock mit Plastron, sind immer richtig. Der gemeinhin mit dem Jagdreiten für die Herren verbundene „Rote Rock“ wird heute zwar nur noch selten vom Master verliehen als Verdienst für anerkennenswerte reiterliche Leistung, aber in jedem Fall nur innerhalb der offiziellen Saison getragen.
Außerhalb der Jagdsaison reiten Damen und Herren in einem Jackett in gedeckten Farben. Die Mitglieder der verschiedenen Meuten dokumentieren ihre Zugehörigkeit durch Merkmale am Outfit oder die Farbgebung des Anzugs, an denen man auch eine offizielle Funktion erkennen kann, wie Zugehörigkeit zur Equipage, Master, Feldführer etc. Die an französischen Vorläufern
orientierten Meuten dokumentieren diese Prägung durch ein „Tenue“, das gemeinhin farbiger und augenfälliger ist als das britische Vorbild.
Jagdreitabzeichen
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat seit 1.1.2000 Richtlinien für den Erwerb des Jagdreitabzeichen Stufe I und Stufe II entwickelt.
Fast alle Meuten bieten entsprechende Vorbereitungen dazu an. Hinweise zu aktuellen Terminen finden sich auf den Webseiten der einzelnen Meuten oder bei www.schleppjagd24.de .
Lehrgänge und Jagdreitertage sind auch ein guter Einstieg in die Jagdreiterei, ohne sich und sein Pferd gleich dem „Ernstfall“ auszusetzen. Darüber hinaus bieten sie eine ideale Möglichkeit, Gleichgesinnte näher kennenzulernen und auch in der jagdlich ruhigen Zeit im Frühjahr und Sommer seinem Sport zu frönen.
Vorbereitung für die Pferde
Ausreichende konditionelle Vorbereitung auf die Jagdsaison ist ein Muss für Pferd und Reiter gleichermaßen.
Die Anforderungen einer Jagd dürfen nicht unterschätzt werden: Hohes Tempo über bis zu zwanzig Kilometer, unterschiedliche Sprünge, und je nach Boden und Wetterlage kommen noch erschwerende Belastungen auf das Pferd zu, auf die man sich nur in gleichmäßiger
kontinuierlicher Arbeit ausreichend vorbereiten kann. Je besser ein Pferd an den Hilfen steht, desto sicherer ist es als Jagdpferd. Im Rahmen eines Vorbereitungslehrgangs oder von Arbeitsschleppen mit den Hunden lernt auch das Pferd, sich auf schnelle Galopps in der Gruppe einzustellen und dabei keinen übertriebenen Ehrgeiz zu entwickeln.
Auf der Jagd als Zuschauer
Zuschauer sind immer gern gesehen. Man fährt entweder mit dem eigenen Fahrzeug zu Stellen im Gelände, an denen man die Hunde und die Reiter besonders gut beobachten kann oder der Veranstalter stellt als Transportmittel einen geländegängigen Kleinbus oder auch eine zünftige Kutsche. Immer ist die Zuschauerkolonne von einem Ortskundigen geführt. Wichtige Regel für Zuschauer: Nie die Schleppe kreuzen, die der Schleppenleger gelegt hat, damit die Hunde bei ihrer Fährtenarbeit nicht abgelenkt werden. Wer seinen eigenen Hund mitbringt, sollte ihn an der Leine halten, damit die Meute nicht plötzlich Zuwachs bekommt.